Ulrich Hecker äußert sich über www.grundschrift.info

Ulrich Hecker (stellvertretender Vorsitzender des Grundschulverbandes e.V.) und Chefredakteur der Verbandszeitschrift „Grundschule aktuell“ äußert sich in der Ausgabe Mai 2015 unter der Überschrift »Grundschrift empirisch?« zu Inhalten auf www.grundschrift.info.

„Der Domainname ist allerdings zu mindestens missverständlich, geht es dem Betreiber doch nicht um Information zur Grundschrift, sondern darum einer Gefahr zu begegnen: (…). Herr Taubert setzt sich intensiv mit empirischen Untersuchung und Befunden zur Handschrift auseinander, auch mit den Argumenten, die für die Grundschrift verwendet werden.” (zit. n. Hecker 2015: 1)

Wenn Hecker feststellt, dass auf www.grundschrift.info eine intensive Auseinandersetzung mit Datenlage und Argumenten zu Handschrift und Grundschrift geleistet wird, dann erscheint seine Behauptung widersprüchlich, dass es sich hierbei nicht um Informationen zu Grundschrift handele. Nur weil www.grundschrift.info keine Werbeveranstaltung für das Grundschriftkonzept darstellt, sollte Heckers Argumentationslogik nicht gleich in Schieflage geraten.

Im folgenden Abschnitt seines Editorials zitiert Hecker zwei vermeintlich widersprüchliche Kommentarstellen aus dem Kapitel „Absetzen nach 2-3 Buchstaben“ und bewertet diese etwas unschlüssig als „Schrulligkeiten“, „funny science?“ und „Scheindebatte?“. Seine vorschnelle Einschätzung verdeutlicht, dass er das genannte Kapitel wohl nicht besonders genau durchgelesen hat. Die von ihm angeführten Zitatstellen kommentieren Originalaussagen von Grundschriftbefürwortern und sonstigen Autoren zum Verbundenheitsgrad routinierter Erwachsenenschriften. Die von Hecker in den zitierten Kommentaren entdeckten „Widersprüchlichkeiten” sind Teil einer über viele Jahre wiederholten Argumentationsstrategie, die durch das wiederholte Aufstellen von unbelegten Behauptungen sowie durch geschicktes Selbst- und Fremdzitieren wissenschaftliche Fundierung vortäuscht.

Gewissenhaftes Sichten von Quellenangaben ist keine „Schrulligkeit“ sondern Bestandteil exakten wissenschaftlichen Arbeitens. Wenn hierdurch festgestellt werden kann, dass aufgestellte Behauptungen durch angeführte Studien nicht abgedeckt werden, dann deckt wissenschaftliches Arbeiten Scheinargumentationen auf. Derartige Aufklärung stellt keine „Scheindebatte“ dar, und ist auch nicht „funny“, da vorgetäuschte Wissenschaftlichkeit (vgl. hierzu auch Kapitel „Unwahre Aussagen von Prof. Brügelmann“) nicht als Spaß oder Kavaliersdelikt gelten kann.

Als Ausweg für die über Jahre behauptete aber empirisch nicht überzeugend fundierte Behauptung überrascht Hecker dann mit folgendem Lösungsansatz:

„Denn eigentlich geht es gar nicht um zwei, drei oder vier Buchstaben, sondern um eine schnell überprüfbare Tatsache: Lassen Sie erwachsene, routinierte Schreiber/innen ein langes Wort oder einen Satz schreiben. Empirie! Wie so oft hilft hier die Empirie in der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs: altgriechisch ist »empeiria« die Sinneserfahrung, also all das was durch die äußeren Sinne erfahrbar ist.” (zit. n. Hecker 2015: 1)

Auch bei mehrmaligem Durchlesen dieses Satzes wird eigentlich nicht klar, welche überprüfbare Tatsache Hecker meinen könnte, wenn es ihm nicht um die Verbindungsmenge von Buchstaben in Wörtern geht? Was soll die von ihm empfohlene Sinneserfahrung beisteuern? Und in welchem Zusammenhang steht die an Erwachsenen erhobene sinneserfahrungsbasierte Erfahrung mit Annahmen über den Handschrifterwerb von Schreibanfängern? Hier bleibt Hecker eine schlüssige Erklärung schuldig. Unbeirrt wiederholt er in seinem Vorschlag jedoch den in diesem Zusammenhang allgegenwärtigen Denkfehler, von routinierten erwachsenen Schreibern auf Schreibanfänger zu schließen (vgl. hierzu die Darstellung im Kapitel »Bruchstellen in Theorie und Empirie«). Nach einem kurzen Zitatabstecher zu Professor Brügelmann - über dessen unkorrekte Behauptungen zu Studienergebnissen Sie sich hier informieren können - bleibt Hecker zum Abschluss seines Editorials nur die Flucht in das Glaubensbekenntnis der Grundschriftbefürworter „ weil Kinder besser … (…)“, das er unverdrossen anstimmt.

Literatur:



© 2015 Götz Taubert, D-87700 Memmingen. Jede Art der Vervielfältigung, der Wiedergabe in Medien oder öffentliche Lesungen, auszugsweise oder im Ganzen nur mit Genehmigung des Autors. Alle Rechte vorbehalten!